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5 Fragen an Daniel Doege

Lieber Daniel,
du hast deine Agentur Webmatch vor mehr als 20 Jahren gegründet und warst bis Ende letzten Jahres Geschäftsführer. Nach deinem Exit berätst du nun Kreativ- und Digitalagenturen beim kontinuierlichen Wissensaufbau und der nachhaltigen Implementierung von Künstlicher Intelligenz.

Was hat dich dazu bewogen, aus deiner Agentur auszusteigen?
Mein ganzes bisheriges berufliches Leben, über 23 Jahre, war ich der Kopf meines eigenen Unternehmens. Es war eine fantastische Zeit und ich bin sehr stolz darauf, was ich gemeinsam mit meinem Team aufgebaut habe. Ich durfte mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten. Einige von Ihnen sind seit über 10 Jahren bei Webmatch. Aber einige tolle Menschen haben die Agentur irgendwann auch wieder verlassen. Weil sie auf ihr Herz gehört haben. Ein paar davon wollten nach mehreren Jahren bei Webmatch auch mal die Unternehmensseite kennenlernen. Andere hatten das Bedürfnis, die Welt besser zu machen. Sie arbeiten nun bei Nachhaltigkeitsunternehmen oder beim Tierschutz. Auch wenn die Entscheidungen meistens emotional und auch ökonomisch schmerzlich waren, konnte ich viele davon menschlich nachvollziehen

Als Inhaber und Geschäftsführer hat man in der eigenen Firma zweifellos viele Freiheiten und Privilegien. Das größte Privileg, die persönliche berufliche Freiheit, bleibt dem Inhaber aber meist vorenthalten. Zumindest habe ich es so erlebt. Die Freiheit, jeden Tag auf sein Herz zu hören und auch einfach mal etwas komplett anderes machen zu können. Der innere Ruf nach einer beruflichen Veränderungen in den letzten Jahren wurde zunehmend stärker.

Vor einigen Jahren habe ich bewusst damit begonnen, die Agentur von mir als Person unabhängig zu machen. Es war ein unglaublich spannender, emotionaler und auch nicht immer geradliniger Prozess. Aber es war vermutlich die beste und mutigste berufliche Entscheidung meines Lebens. Gerne hätte ich einige Dinge, die ich in diesem Prozess gelernt habe, früher gewusst. Daher gebe ich meine Erfahrung gerne im Sparring auch an andere Agenturinhaber weiter.
 

Dein langjähriger Geschäftspartner, Felix Dlugosch, ist weiterhin Geschäftsführer  bei Webmatch. Wie seid ihr vorgegangen, um den passenden neuen Geschäftspartner zu finden? Für mich stand fest, dass der Verkauf und der weitere Erfolg von Webmatch als eigenständige Agentur nur mit einem für die Zukunft der Agentur motivierten Führungsteam funktionieren kann. Das Setup hatte ich mit meinen erfahrenen Management-Partnern Felix Dlugosch und Simon Rabente. Beide habe ich von Beginn an in den Matching-Prozess integriert und beide haben den Prozess mit einer großen Offenheit unterstützt.

Der eigentliche Verkaufsprozess startete dann mit einer initialen Beratung durch Euch, Match2B. Alleine schon durch die Beantwortung Eures Fragenkataloges wurde uns schnell klar, wie der perfekte Partner für uns aussehen muss. Wir haben uns in den letzten Jahren mit viel Energie von einer Fullservice-Digitalagentur hin zu einem E-Commerce-Spezialisten transformiert. Für mein Führungsteam und mich stand nun fest, dass Webmatch damit ein sehr attraktiver Kaufkandidat für viele Agenturen ist. Eure Suchergebnisse haben das auch belegt.
 

Welche rationalen und emotionalen Abwägungen waren dir/euch bei der Suche und Auswahl eines geeigneten Geschäftspartners besonders wichtig?
Wir formulierten im Führungsteam das Ziel, dass die Agenturmarke Webmatch auch nach der Übernahme durch einen neuen Inhaber eigenständig bleibt. Dann begann der eigentliche Matching-Prozess. Die Suche nach geeigneten Kandidaten verlief schnell. Verdammt schnell! Zwischen dem lockeren Beginn der Suche und der finalen Entscheidung sind keine 6 Wochen vergangen. Mir lagen mehrere attraktive Angebote vor, die auf alle formulierten Ziele eingezahlt hätten. Ich habe mich letztendlich für einen Geschäftspartner aus meinem persönlichen beruflichen Netzwerk als neuen Inhaber entschieden, dessen Vision für Webmatch uns am meisten überzeugt hat.

 

Du befasst dich intensiv mit dem Thema KI. Wie siehst du die Chancen, dass KI in Zukunft auch beim Matching von Geschäftspartnern eine große Rolle spielen wird?
Die KI sollte beim Matching-Prozess schon jetzt eine wichtige Rolle spielen. Und das auf verschiedenen Ebenen. Erstmal hilft Generative AI natürlich bei der formellen Vorbereitung des Matching-Prozesses, wie beispielsweise der Validierung und Interpretation von Geschäftszahlen. Neben ChatGPT als valide Immerhaudrauf-KI, gibt es aus dem Startup-Universum für diese Zwecke bereits einige spannende und zeitsparende Speziallösungen.

Darüber hinaus halte ich aber auch den Grad der AI-Integration in Workflows, Projekten und Positionierungen für ein elementares Kauf- oder Fusionskriterium. Also die AI-Strategie. Der Blick zurück auf die Umsätze und Gewinne der letzten Jahre wird durch den massiven Transformationsshift immer unbedeutender. Welche Relevanz haben Umsätze aus Leistungen, die fortan die KI nahezu kostenneutral erledigt? Auch die Kundenwertigkeit ist bei einer vernachlässigten Leistungsausrichtung hinsichtlich KI neu zu bewerten. Agenturen, die frühzeitig und aggressiv für ihre Kunden Erfahrungen mit AI sammeln, werden eine hohe Anziehung für Neukunden und damit eine hohe Verdrängungskraft haben. Für Agenturen, die hier noch keine Ideen ausarbeiten, ist das eine große Gefahr, damit schon bald als Kauf- oder Fusionskandidat unattraktiv zu werden.

Der Hochgeschwindigkeits-AI-Zug ist bereits losgerollt. Aktuell kann man als Agentur aber noch gefahrlos reinspringen und die spannende Fahrt mitgestalten ????
 

Wenn du eine KI nutzen könntest, die mit 100% -iger Gewissheit in die Zukunft schauen könnte. Was würde sie dir sagen, was du in 10 Jahren machst?
Seit Generative AI meinen beruflichen Takt vorgibt, traue ich mich kaum, auch nur für 6 Monate in die Zukunft zu blicken. Wenn es aber so eine KI tatsächlich geben würde, wäre ich froh, wenn sie mir sagt, dass ich exakt das mache, was ich seit meinem Exit mache: Mich jeden (!) Tag mit spannenden Menschen auszutauschen, zuzuhören, Lösungen und Strategien zu entwickeln und nebenbei viel Golf zu spielen, um die Rübe frei zu halten. Gerne übrigens auch mit den sicherlich spannenden Lesern dieses Interviews ✌️Kontakt gerne via https://www.linkedin.com/in/danieldoege/

Lieber Daniel, vielen Dank für das Interview!

Wir freuen uns auf weitere spannende Einblicke zum Thema KI beim “DasAgenturcamp Fokus AI” am 5. Juli 2023 in Frankfurt! https://dasagenturcamp.de/

Daniel Doege
Gründer und ehemaliger Geschäftsführer Webmatch GmbH
Jetzt AI-Berater für Kreativ-, Online- und Digitalagenturen